Jo und ich genießen ein erstes Feierabendfrühlingsbier auf einer Wiese im Grünen und schauen den Wolken zu: Da hören wir das Klopfgeräusch. Ich habe noch keine Blick für die Überraschungen der heimischen Natur, wenn sie kleiner als 2 Meter sind – Jo dafür umso mehr. Er hat schon lange vor dem Lockdown unsere Wälder und Wiesen als Faszinosum und Ressource entdeckt: Er übte sich zahlreiche Stunden in Konzentration und Geduld, um dann mit erstaunlichen Sichtungen von Jungfüchsen, Babyschlangen und frisch geschlüpften Vögeln belohnt zu werden. Viele dieser Momente konnte er in seinen Naturphotographien festhalten. Und so zeigt er mir einen kleinen Specht, der sich hoch oben ein einem Baumwipfel zu schaffen macht. Er hämmert mich seinem Schnabel frenetisch auf den Stamm ein. Ich bin ganz gefesselt – frage ich mich doch das erste Mal in meinem Leben, wie der Schädel des Spechts es aushält, als Hammerersatz zu dienen. Und so recherchiere in beim NABU (Naturschutzbund Deutschland) und werde fündig: Das Gehirn eines Spechts liegt anatomisch gesehen höher und nicht direkt hinter dem Schnabel, ist damit also geschützt, und von weniger Liquor umgeben als bei Säugetieren – damit wird eine Gehirnerschütterung vermieden, weil das Gehirn weniger Bewegungsspielraum hat und nicht „herumgeschleudert“ werden kann. Kurz vor dem Aufprall des Schnabels auf dem harten Holz spannt der Specht alle Muskeln an, so dass die meiste Energie wie von Stoßdämpfern aufgefangen wird. Ebenso werden die Augenlider geschlossen, um die Augen zu schützen.
Unnützes Wissen? Vielleicht. Und total spannend, finde ich!
MF