Im 1. Jahr der Pandemie haben wir noch darüber gestaunt, wie frisch und klar sich unsere Luft wieder atmen ließ, wie sauber sich jeder Atemzug im Freien anfühlte, wie schnell es ging, dass Fauna und Flora sich ihren Lebensraum zurückeroberten. Uns wurde klar, wie resilient der Planet doch ist, über welche Regenerationskräfte er verfügen würde – gäben wir unserer Erde nur die Gelegenheit zu einer längeren Atempause.
Jetzt ist der CO2-Ausstoß mit 36,3 Milliarden Tonnen so hoch wie noch nie: Die Wirtschaft hat wieder angezogen, versucht, die pandemiebedingte Drosselung mit Vollgas zu kompnsieren. Laut der Internationalen Energieagentur befand sich die CO2-Emissionsrate im Jahr 2021 auf einem Allzeit-Hoch. Die Internationale Energieagentur (IEA) gab in Paris bekannt, dass 2021 weltweit 36,3 Milliarden Tonnen energiebedingte CO2-Äquivalente ausgestoßen wurden – ein trauriger Rekord. Die Angaben beziehen sich dabei auf Emissionen aus Energieverbrennung und industriellen Prozessen. Gegenüber 2020 betrug der Anstieg 6 %, also zwei Milliarden Tonnen. "Der Anstieg der globalen CO2-Emissionen von über zwei Milliarden Tonnen war absolut gesehen der größte in der Geschichte und hat den pandemiebedingten Rückgang des Vorjahres mehr als ausgeglichen", erklärte die IEA. Obwohl die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen ebenso das größte Wachstum aller Zeiten verzeichnete, setzte die Weltwirtschaft vor allem auf die Verbrennung von Kohle. Auch eher ungünstige Wetterbedingungen trieben den Energieverbrauch in die Höhe.
Auch im Privaten ist der Energieverbrauch wohl gestiegen: Homeoffice, Lockdowns und Ausgangssperren bewirken natürlich einen zunehmenden Konsum von Energie in den eigenen vier Wänden.
Jetzt steht uns ein enormer Preisanstieg für Energie bevor: Dies könnte Anlass sein, noch einmal den Einsatz fossiler Brennstoffe zu überdenken. Auch im Kleinen, also im eigenen Häuschen: Ist es wirklich sinnvoll, heute noch auf Erdgas oder Pelletheizung umzurüsten? Welche Alternativen bieten sich an? Wie steht es um Luft-Wärme-Pumpen und deren Geräuschbelastung? Wie um Solarenergie? So oder so geht unser Leben, geht unser Wohlbefinden zu Lasten der Welt – wir können aber dafür sorgen, dass diese Schuld, die wir auf uns laden, möglichst gering bleibt.
Bereits Viktor Frankl stellte mit seinem Konzept der „tragischen Trias“ fest, dass keiner von uns durchs Leben kommt, ohne Schuld, Leid und Tod zu begegnen. Andere verschuldigen sich an uns, wir laden selbst Schuld auf uns. Seien wir uns dessen bewusst und treffen eigenständig eine Wahl. Zu resignieren, weil es uns aus einem dichotomen Anspruch heraus nicht gelingt, die ganze Welt und alle Lebewesen zu retten, führt zur Hilflosigkeit und Depression. Jede Tat zählt!
Die angeblich von William Ashbourne Geschichte des Jungen, der an Land gespülte Seesterne nach einer Flut wieder ins Wasser trägt, mag dies veranschaulichen: Ein alter Mann geht bei Sonnenuntergang den Strand entlang. Er beobachtet vor sich einen jungen Mann, der Seesterne aufhebt und ins Meer wirft. Er holt ihn schließlich ein und fragt ihn, warum er das denn tue. Der junge Mann antwortet, dass die gestrandeten Seesterne sterben, wenn sie bis Sonnenaufgang hier liegen bleiben. „Aber der Strand ist kilometerlang und tausende Seesterne liegen hier. Was macht es also für einen Unterschied, wenn Du Dich abmühst?“, sagt der alte Mann. Der junge Mann blickt auf den Seestern in seiner Hand und wirft ihn in die rettenden Wellen. Er schaut den alten Mann an und sagt: „Für diesen hier macht es einen Unterschied.“
MF