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09 Jan
09Jan

Veganuary ist in aller Munde: Gemeint ist, im Januar alleine pflanzliche Kost zu sich zu nehmen. Das stellt heute kaum jemanden vor große Herausforderungen – bieten doch sogar schon auch die großen Fastfoodketten, die ja nicht gerade für gesundes und umweltschonendes Essen stehen, vegane Burger an.Vegan leben bedeutet in der Regel jedoch weit mehr, als nur  in der Ernährung auf tierische Produkte zu verzichten. 

Vegan ist kein Trend, sondern ein ganzheitlicher Lebensstil, der Nachhaltigkeit und Respekt vor der Mitwelt in den Vordergrund rückt. Er macht nicht bei der Ernährung Halt. Auch Kosmetika und Hygieneprodukte, Innenausstattung und Möbel und natürlich Kleidung können tierischen Ursprungs sein und gehen auch auf Kosten der Umwelt. Gerade bei der Kleidung stehen oft Marke und Preis im Vordergrund. Und auch, wenn ab und zu Herstellungsbedingungen bei der Wahl der Klamotte auch eine Rolle spielen, so sind die Materialien oft zugunsten des günstigen Preises (wie bei Billigkleidungsketten oder den Internet-Shops) oder der Luxusmarke (wie bei Kaschmir, Merino, Leder und Pelz) oft eher als uninteressant bewertet. Heutzutage ist es nicht mehr notwendig, bei Bekleidung und Innenausstattung (z.B. bei PKW oder auch bei Mobiliar wie Sofas) auf tierische Produkte zurückzugreifen: Lange schon können Pflanzenfasern bezüglich Ästhetik und Langlebigkeit mit Leder und Wolle mithalten. Ohne dass Tiere als Zweck gebraucht werden. 

Hier findet ihr einen kleinen Überblick über aktuelle Alternativen zu tierischen Rohstoffen in der Textilbranche: 

Bio-Leinen 

Leinen ist eine Naturfaser. Es handelt sich um ein leichtes und glattes Material, welches aus der Flachspflanze gewonnen wird. Daher wird das Material teilweise auch Flachs genannt. Die Gewinnung der Faser bedeutet allerdings einen hohen Aufwand: Die Pflanze muss mit Wurzel geerntet und entsamt werden. Ein Trocknungs- und Röstungsprozess schließt sich an, der in der eigentlichen Entnahme der Faser, die zum Schluss versponnen wird, endet Wenn der Wasser- und Ressourcenbedarf für den Anbau betrachtet wird, hat Leinen als natürliche Faser durchaus das Attribut „nachhaltig“ verdient. Für ein Kilogramm Leinen werden ca. 2.500 Liter Wasser benötigt: rund ein Viertel des Wasserbedarfs von Baumwolle. Bei Bio-Leinen wird darüber hinaus auf chemische Dünger und umweltbelastende Warmwasserröstung (die viel umweltbelastendes Abwasser verursacht) verzichtet und im Fruchtwechsel angebaut, wodurch der Boden auf natürliche Weise geschont wird. Leinen ist atmungsaktiv und kühlend, ist aber aufgrund der fehlenden Elastizität als Sportkleidung ungeeignet. Bei Sommerkleidung und Bettwäsche ist Leinen allerdings beliebt. 

Hanffaser 

Hanfstoff ist vielseitig für Kleidung verwendbar und erfreut sich in der Textilbranche wachsender Beliebtheit. Die Faser wird aus den Stängeln der Pflanze entnommen. Dafür wird die Faser geerntet, geröstet, entrindet und abschließend zu Garn weiterverarbeitet. Sie gilt als nachhaltig, da die Pflanze nahezu auf jedem Boden wächst. Der Anbau benötigt relativ wenig Wasser (4.000 Liter Wasser je produziertes Kilogramm Faser) und erfordert keine Pestizide oder chemische Dünger. Zusätzlich gibt die Pflanze beim Wachsen Nährstoffe an den Boden ab, d.h. Sie düngt auf natürliche Weise den Boden. Als reine Naturfaser sind alle Textilien aus Hanf vollständig biologisch abbaubar, wodurch kein Abfall entsteht Hanfstoff findet sich vor allem in T-Shirts und Sportkleidung. Der Stoff ist leicht, atmungsaktiv, kühlend, reißfest und langlebig. 

Sojaseide 

Sojaseide, veganes Kaschmir,  ist ebenfalls eine Naturfaser. Sie ist sehr weich, leicht, glänzend und anschmiegsam und wird insbesondere für hochwertige, nachhaltige Kleidung eingesetzt. Gewonnen wird das Material aus Abfallprodukten der Sojabohnen-Industrie. So hilft sie, Müll zu reduzieren. Doch damit das Material in der Textilindustrie einsetzbar ist, muss es chemisch behandelt werden. Insbesondere Formaldehyd, das dabei u.a. zum Einsatz kommt, kann gesundheitsschädlich und krebserregend sein.

SeaCellTM 

Eine weitere, neuartige Cellulosefaser ist SeaCellTM, sie wird von der deutschen Smartfiber AG hergestellt. Die verwendete Cellulose stammt aus Braunalgen aus isländischen Fjorden. Die Ernte erfolgt ohne Beeinflussung des Ökosystems. Algen sind dabei ein natürlich nachwachsender Rohstoff. Das hergestellte Material ist aufgrund des schonenden Herstellungsprozess reich an natürlichen Wirkstoffen aus der Alge. Diese Wirkstoffe werden beim Tragen der Kleidung aus SeaCellTM durch die Hautfeuchtigkeit freigesetzt, wodurch die Haut mit Mineral- und Vitalstoffen versorgt wird. Darüber hinaus sind weitere Vorteile Elastizität und Temperaturregulierung. Lyocell Regeneratfaser ist eine Bezeichnung für Fasern, die in einem chemischen Prozess aus natürlichem Material hergestellt werden. Lyocell wird mittels eines Lösemittelverfahren aus dem Holz des Eukalyptus gewonnen. Dafür wird die Cellulosefaser aus dem Holz gelöst und mit umweltverträglichem, organischem Lösemittel und Wasser vermischt. In einem geschlossenen Kreislauf wird aus dieser Mischung die Faser produziert. Eukalyptus ist ein schnell wachsendes Holz, welches im Anbau wesentlich weniger Wasser benötigt als beispielsweise Baumwolle. Kleidung aus Regenerat-Fasern ist weich, kühlend und angenehm im Tragegefühl, die Textilien sind durch die feine Struktur extrem atmungsaktiv. So ist Regenerat v.a. bei nachhaltiger Sportmode beliebt. 

Modal 

Wie Lyocell ist auch Modal eine Regeneratfaser, wird jedoch aus Buchenholz gewonnen. Für das Material wird nur Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft verwendet, das für eine andere Verwendung (beispielsweise für Möbel) nicht geeignet wäre. Die Herstellung erfolgt in einem chemischen Prozess mit mehreren Stufen als nahezu geschlossenes Verfahren. Verwendet werden hauptsächlich Natronlauge und Schwefelkohlenstoff, die größtenteils wiederverwendet werden können. Buchen (im Gegensatz zu Eukalyptus) wachsen auch in Europa – somit ist Modal als nachhaltiger zu sehen als Lyocell. Kleidung aus Modal ist seidig glänzend, atmungsaktiv, langlebig und hautfreundlich.


Ihr seht: Es ist heute wirklich möglich, vegan zu leben - nicht nur zu essen.

MF

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