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31 Dec
31Dec

Im Mittelpunkt der modernen Existenzphilosophie des 20sten Jahrhunderts steht die Existenz eines Individuums. Zentral ist dabei der Gedanke einer Aneignung seiner selbst, um den verantwortlichen Vollzug der eigenen Existenz. Damit wird das Individuum herausgelöst aus einem rational durchdringbaren metaphysischen Überbau, welcher dem Einzelnen die Stellung im Kosmos weist. 

In Begriffen wie Geworfenheit, Grenzsituation, Selbstentwurf aber auch Angst und Sorge zeigt sich die Zentrierung des Existentialismus. 

Unter den zahlreichen Strömungen existenzialistischen Denkens gibt es christliche, welche sich gegen einen Idealismus wenden, welcher das Denken zwar privilegiert dabei aber den Denkenden in seinem alltäglichen Elend vergisst, der seinen letzten Sinn nur in Gott grundlegen kann. Die atheistischen Richtungen unterstreichen, dass es eben keinen absoluten Bezugspunkt im Leben oder der Sinndimension gibt und daher der Einzelne - in die Welt geworfen – seine Essenz selbst erbauen muss. 

Existenzialistische Positionen lenken die Sicht auf den Menschen weg von einem reinen Vernunftwesen hin zu alltäglichen Erfordernissen und Bedürfnissen in der konkreten Zeit an einem konkreten Ort. Dies ist für den ökologischen Diskurs insofern bedeutsam als dass das rein Rationale, die bloßen ökologischen Fakten, erkennbar seit Jahrzehnten nicht die notwendige Handlungswirksamkeit entfalten und die Ökologie inzwischen auch das Individuum entdeckt hat. 

Im Konzept der „personalized ecology“ umreißt der Ökologe Kevin Gaston Mensch-Umwelt-Interaktionen auf der Ebene des Individuums, um die Bedeutung solcher Interaktionen für das menschliche Wohlbefinden aber auch den Biodiversitätsschutz zu unterstreichen. Denn wenn einer zunehmend urbane Bevölkerung Naturzugänge stärker ermöglicht werden, lässt sich der Verlust an Naturerfahrung reduzieren und das Engagement für den Naturschutz erhöhen. 

Dass solche Naturerfahrungen dann auch ethisch relevant sein können, zeigt Claire Goll (1890-1977) in ihrem Gedicht Waldmetamorphosen: 

„Gut mach die Stummheit der Bäume 

Gut machen die keuschen Wiesen, 

Gut macht der starke Mitternachtsstern 

Den unguten Menschen.“ 


Also, auf nach draußen!  Oder mit Hölderlin: „Komm! ins Offene, Freund!“

JR

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