Das Weihnachtsfest ist für viele ein Fest der Familie, mit Geschenken, einem Weihnachtsbaum
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und (sofern es die Pandemie zulässt) Kirchgang auch wenn die Bindungen an den christlichen Glauben und die Kirche seit Jahren nachlassen.
Doch es gibt eine neue Bewegung; denn Spiritualität scheint in dem Maß Zuspruch zu gewinnen, wie Religionen an Bindungskraft verlieren. Insbesondere fernöstliche Spiritualität mit entsprechenden Meditationsansätzen trifft im Westen auf große Aufnahmebereitschaft. Spirituelle Werte beziehen sich nicht unbedingt auf eine spezifische theistische Religion; sie beschreiben eher das Gefühl einer Verbundenheit mit etwas Anderem, welches das eigene Selbst übersteigt und eine große Bedeutung für die individuelle Sinndimension aufweist. Diese Form von Selbsttranszendenz ergibt sich aus der Möglichkeit von sich selbst abzusehen und eine Verbundenheit mit anderen geistigen Wesen, der Natur oder Mitmenschen aufzubauen. Dadurch erfährt das Selbst eine Vergrößerung gegenüber dem bloßen Ich. Dieses Erleben führt zu der Gewissheit am Anderen oder Ewigen teilzuhaben.
Das Angebot diverser Ansätze, die letztlich einer Selbstoptimierung dienen, stößt auf breite Aufnahmebereitschaft, suggerieren die Anbieter doch eine hohe Notwendigkeit solcher Kurse, Übungen und Praktiken für den persönlichen Erfolg.
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Meditationstechniken treten oft mit dem Versprechen auf den Markt, beim Stressabbau zu helfen, Mitgefühl zu fördern und das eigene Selbst bewusst wahrzunehmen. Doch gibt es egozentrierte Abwege der Spiritualität, denn es lässt sich zeigen, dass sich teilweise auch mit Yoga oder Achtsamkeitsübungen letztlich ein bedürftiges Ego Selbstbestätigung holt und damit einem narzisstischen Zeitgeist unbewusst folgt. Die Selbstzentrierung während solcher Übungen mag das Gefühl von Selbsttranszendenz erwecken wobei oft nur das Ego wirklich wächst. Studien des Psychologen Jochen Gebauer der Universität Mannheim untermauern dies. Meditationsübungen, die das Wohlbefinden steigern, steigern dabei oft auch die Selbstaufwertung, d.h. spirituelle Praktiken fördern ein Ego-Boosting und (je nach Art der Praktiken) gerade nicht eine Mäßigung des Egos. Das Bemühen, den Selbstwert durch solcherart Übungen zu steigern, kann als Zeichen von Narzissmus gelesen werden. Bezogen auf den Umgang mit unserer Mitwelt ist das keine Bewegung, die größere Verbreitung erreichen sollte.
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Das Streben nach vermeintlich höheren Werten kann zu einer Illusion der Überlegenheit und großen Selbstaufwertung führen; diese Gefahr besteht freilich auch in religiösen Praktiken. Das sind Entwicklungen, die einer tugendethischen Perspektive widersprechen. Denn eine Selbsttranszendenz in Empathie mit der Mitwelt sieht ihr Ziel im Miterleben, Teilhaben, in Güte und Gelassenheit. Ein Ego, das aus Achtsamkeitsübungen, Meditation, Yoga oder Coaching letztlich (und sei es unbewusst) ein Vehikel sieht, Nutzen für das eigene Fortkommen zu ziehen, verfehlt den ursprünglichen Gedanken solcher Übungen. Wenn wir uns auf solche Übungen einlassen möchten, dann doch im Original und nicht als Werkzeug in den selbstbezogenen zeitgenössischen Wandlungen derselben zur Selbstaufwertung. Beobachten wir doch unser Ego, wenn es sich solcher Praktiken rein zweckorientiert hingibt und lenken es auf unsere Mitwelt, daran können wir zur Weisheit reifen und einen wertschätzenden Umgang mit unserer menschlichen und nichtmenschlichen Mitwelt einüben.
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JR