Die Konzepte der Biophilie und Biophobie beschreiben positive und negative Wirkungen, welche die Anwesenheit von nichtmenschlichem Leben auf Menschen entfalten kann. Der Biologe Edward Wilson erklärt diese affektive Bindung von Menschen an andere Lebewesen aus der Evolutionsgeschichte heraus. Die Entwicklung des Menschen, seiner kognitiven Strukturen und seiner emotionalen Bedürfnisse erfolgte immer im engen Kontakt zu der umgebenden belebten und unbelebten Umwelt. Diese genetische Prägung führt dazu, dass Menschen, trotz aller kulturellen Überprägung, weiterhin essentiell auf Naturkontakte zur Aufrechterhaltung des psychischen und physischen Wohlbefindens angewiesen sind. Affektive, emotionale und kognitive Beziehungen zu anderen Lebewesen aber auch Landschaften lassen sich vor diesem Hintergrund (zumindest teilweise) auf die genetische Prägung während der Menschwerdung zurückführen.
Die Geschichte der Menschheit ist immer in einem engen Kontakt zu anderen Lebewesen (zunächst primär als Nahrungsressource) erfolgt; dies könnte erklären, dass bis heute, beispielsweise über Haustiere, Zimmerpflanzen und Gartenarbeit, ein Bedürfnis nach Naturkontakten besteht. Insbesondere für die psychische Stabilität von Menschen scheint diese Bindung wichtig zu sein und der positive Einfluss von Tieren wird beispielsweise in weiten Bereichen der tiergestützten Therapie eingesetzt.
Bei der Betrachtung von Mensch-Natur-Beziehungen darf man jedoch nicht Gefahr laufen, einer romantischen Verklärung oder esoterischen Naivität zu erliegen, denn es gibt immer reale Risiken und Gefahren für Menschen im Kontakt mit Natur. Auch fühlen sich bis heute viele Menschen von Tieren, die Ekel, Unwohlsein oder sogar Angst auslösen können, abgestoßen. In westlichen Ländern dominiert die Abneigung gegen Schlangen und Spinnen offenbar als Folge einer evolutionären Prägung. Dies lässt sich als Biophobie (als eine Art Angst vor Lebendem) beschreiben und kann auch um die Angst vor dunklen Wäldern oder schwer einsehbaren Höhlen um abiotische Landschaftselemente erweitert werden. Soziobiologisch könnte man dies wieder damit erklären, dass diese Lebewesen oder Räume auch schon in den frühen Phasen der Menschwerdung reale Gefahren dargestellt haben.