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27 Dec
27Dec

Selbstfahrende Autos werden als Lösungsansatz für den Individualverkehr der Zukunft gehandelt: Untereinander und mit der Verkehrsüberwachung verbunden, sollen sie weniger Sprit brauchen, die Umwelt durch weniger Stauzeiten belasten, aber auch z.B. durch kontrollierte Geschwindigkeiten Unfälle vermeiden. Doch ist dies wirklich die Lösung oder eher eine Milchmädchenrechnung? Für einen großen Teil der emittierten Treibhausgase ist heute der LKW-Verkehr verantwortlich; in den USA beispielsweise für ganze 25% des Gesamtvolumens.  Kann das, was in der Logistikbranche durchaus zu einer Reduzierung von CO2 führen kann, auch auf den Individualverkehr übertragen werden?

Prognosen gehen davon aus, dass autonome Fahrzeuge bereits 2030 weltweit kommerziell verfügbar sein werden. Deutschland soll auf dem Gebiet des autonomen Fahrens eine internationale Vorreiterrolle einnehmen, so sieht es zumindest der Bundestag: Das Parlament beschloss ein Gesetz, das es fahrerlosen Kraftfahrzeugen der sogenannten Stufe vier ermöglicht, bereits ab 2022 im Regelbetrieb am öffentlichen Straßenverkehr teilzunehmen – wenngleich auch nur auf ausgewiesenen Streckenabschnitten.


Eine bereits vor einigen Jahren vom US Department of Energy angestrengte und veröffentlichte Studie in der Times weist auf, dass autonome Fahrzeuge die Umwelt bedeutend ENT-lasten oder noch weitaus mehr BE-lasten können: https://www.nrel.gov/docs/fy13osti/59210.pdf Als Zahlen: 90 % des Spritverbrauchs könnte reduziert werden – oder den Energieverbrauch um 200 % steigern könnten. Ein eklatanter Unterschied. Während autonomes Fahren an sich zur CO2-Reduzierung beiträgt, gehen jedoch Kritiker davon aus, dass der so entstehende Mobilitätskomfort vor allem im Individualverkehr zu einer übermäßigen Nutzung des Autos verführt - und so die Emissionen enorm zunehmen.

Interessant ist, dass der individuelle Fahrstil heute schon, wenn noch der Mensch selbst sein Vehikel steuert, große Diskrepanzen bezüglich des Energiekonsums und der Emissionen bewirkt: Im MIT Technology Review wurde https://www.technologyreview.com/s/603493/10-breakthrough-technologies-2017-self-driving-trucks/ in Bezug auf Lastwagenfahrer folgende Rechnung aufgestellt: Die ,besten“ menschlichen LKW-Fahrer sparen im Vergleich zu den ,,schlechtesten“ etwa 30% Sprit – einfach, indem sie einen Tempomat nutzen oder nur beschleunigen und bremsen, wenn es erforderlich ist.

Eine andere Rechnung des Barcelona Global Health Institute (ISGlobal) geht so: 

Laut einer aktuellen Studie würde sich mit vollautomatischen Fahrzeugen die Zahl der Verkehrsunfälle deutlich reduzieren lassen. Wenn 90 % der Fahrzeuge in den USA autonom fahren würden, könnten jedes Jahr ca. 25.000 Menschenleben gerettet werden, da die Zahl der Verkehrsunfälle deutlich reduziert würde. Eine jährliche wirtschaftliche Ersparnis wird auf mehr als $ 200 Mrd. geschätzt.


Auch autonome PKWs bieten viel Potential


Autonomes Fahren ist in der Logistik-Branche auf großes Interesse gestoßen – und doch besteht das Gros der Fahrzeuge auf den Straßen aus PKW. Satte 96% machen privat genutzte Automobile aus. Deswegen ist auch deren CO2-Ausstoß besonders genau unter die Lupe zu nehmen, auch, wenn sie durchschnittlich 95% der Zeit nicht genutzt sind, sondern stillstehen: Autonome Taxis wären hier eine valide Alternative. Autonome Autos könnten zur Reduktion von CO2-Emissionen beitragen: Erstens, indem Haushalte, die bisher zwei Autos hatten, mit einem einzigen autonomen Fahrzeug auskämen. Aber auch zum zweiten, indem autonome Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden. Als ,,Roboter-Taxis“ könnten  Personen an unterschiedlichen Abfahrtsorten aufgenommen und auf der Sprit-sparendsten Route an ihr Ziel gebracht werden. Der Bedarf an rein privat genutzten Autos ginge dadurch massiv zurück. 

Dank einer GPS-gesteuerten Parkplatzsuche könnte zusätzlich der Energieverbrauch eingedämmt werden. Autonome Fahrzeuge können leere Parklücken direkt ansteuern.


Auch wenn die Verbreitung von autonomen Fahrzeugen den Spritverbrauch und damit den CO2-Ausstoß vermutlich senkt, besteht das Risiko, dass die Technologie auf Dauer doch für eine zusätzliche Umweltbelastung sorgen würde: Dann nämlich, wenn das autonome Fahren nun plötzlich zu Lasten alternativer Fortbewegung wie Fahrrad oder auch per pedes-Fortbewegung unverantwortlich häufig genutzt würde. Dann wäre die Folge natürlich eine massive Erhöhung des CO2-Ausstoßes. Neue Nutzergruppen wie Kinder oder Senioren oder Menschen ohne Führerschein würden nun plötzlich auch zu höheren Emissionsraten beitragen.

Ein zusätzliches Problem ist zu berücksichtigen: Autonome Fahrzeuge treten verstärkt in direkten Wettbewerb mit öffentlichen Verkehrsmitteln und weniger mit Privatfahrzeugen. Denn aus Umweltschutzgründen versuchen Politiker weltweit, den öffentlichen Verkehr auf Kosten des privaten Fahrzeugverkehrs zu stärken.

Eine andere US-amerikanische Simulationsstudie zeigt, dass autonome Fahrzeuge vor allem mit dem vor Ort ökologisch bevorzugten Verkehrsmittel Bus konkurrieren. Hier zeigen Umweltprognosen, dass bei einem Umstieg von Bussen auf autonome Taxis der Energieverbrauch um 5,7 und die Umweltverschmutzung um 6,85 Prozent ansteigen würden. Da die USA für 28 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, ist das ein wichtiger Aspekt. Der Einsatz von elektrischen autonomen Fahrzeugen wird als eine Möglichkeit gesehen, den möglichen negativen Auswirkungen des Autonomen Fahrzeugverkehrs entgegenzuwirken. Das jedoch ist nur dann von Nutzen, wenn der Strom, mit dem diese betrieben werden, auch mindestens zu über 40 Prozent ökologisch produziert wurde. Und was nun diesbezüglich „ökologisch“ bedeutet, haben wir hier auch schon einige Male diskutiert...


MF


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