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12 Apr
12Apr

333.000 Stunden Stau meldet der ADAC für Deutschland im Jahr 2022. 40 Stunden verbrachten die Menschen in Deutschland durchschnittlich im Stau. Eine solche Ressourcenverschwendung ist irrational. Lassen sich diese 40 Stunden nicht angenehmer, erholsamer und vor allem umweltschonend verbringen?

Für viele ist die Lösung klar: mehr Straßen für einen raschen Verkehrsabfluss. Daß das jedoch keine Lösung ist, ist noch viel klarer: die Anzahl der PKW steigt unaufhaltsam an

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… denn mehr Straßen, das lehrt die Vergangenheit, bedeutet immer auch mehr Verkehr.

Die Probleme des ÖPNV und auch des Bahn-Fernverkehrs sind hinlänglich bekannt und auch ein Deutschlandticket kann ein überlastetes Schienennetz nicht verbessern, den Personalmangel beheben, die Pünktlichkeit erhöhen oder Bahnhöfe attraktiver, sicherer und barrierefreier gestalten.

Und; bezogen auf die Umweltkosten in Cent/Personenkilometer schneiden Fernbusse (1,16Cent/Pkm) deutlich besser ab als der Zugverkehr; doch der Zug-Fernverkehr (1,88Cent/Pkm) - und Fernbusse erst recht - ist nicht Teil des Deutschlandtickets. Eine umweltpolitische Lenkungswirkung könnte besser ausgestaltet sein. Zum Vergleich (nach der UBA Methodenkonvention): Elektro-PKW: 4,41Cent/Pkm, Kurzstreckenflug: 9Cent/Pkm.

Nun, viele halten die Fahrt mit dem eigenen PKW für eine vergleichsweise günstige Form der Mobilität. Die Spritkosten werden recht realistisch eingeschätzt, die Kosten für Reparatur, Versicherungen und Wertverlust werden doch unterschätzt, so dass viele Autobesitzer die wahren Kosten ihrer Mobilität insgesamt deutlich unterschätzen.

Klar; ein Teil der Kosten wird externalisiert und von der gesamten Gesellschaft getragen. Denn zu den weiteren Kosten gehören Umweltbelastungen, versiegelte Flächen für Straßen und Parkplätze; Flächen die dann einer anderen Nutzung entzogen sind. Gössling et al. (in Ecological Economics 2022) zeigen die Kosten einer Person, die 50 Jahre lang 15 000km im Jahr fährt (der Durchschnittswert für Deutschland). 5000 Euro/Jahr beträgt die Subventionierung eines Autofahrers. Die individuellen PKW-Kosten können sich natürlich erheblich voneinander unterscheiden, doch für einen Kleinwagen (am Beispiel eines Opel Corsa) kommen Gössling et al. auf Kosten von ca. 600 000 Euro für das ganze Autofahrerleben. 41% der Kosten werden dabei nicht vom Fahrer selbst, sondern von allen anderen getragen. Luftverschmutzung, Flächenverbrauch, Instanthaltung der Infrastruktur, Lärm, Klimawandel – das sind die größten Kostenfaktoren, die auf die Gesellschaft übertragen werden. Über Steuern der Autofahrer wird dabei nur ein Teil der Kosten aufgefangen.

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Doch der Wert des Autofahrens misst sich nicht an den realen Kosten, Bequemlichkeit, Individualität, Flexibilität oder Prestige sind die ausschlaggebenden Kaufargumente. Denn die zusätzlichen Kosten tragen Fußgänger, Radfahrer, ÖPNV-Nutzer. Eine wirkliche Mobilitätswende ist nur mit weniger PKWs möglich, und zwar unabhängig davon, wie diese angetrieben werden. Bis dahin lassen sich die Verkehrsbelastungen durch neue Informationstechnologien reduzieren. Ohne Mobilitätseinschränkung kann eine bessere Vernetzung unterschiedlicher Verkehrsträger zu einer weniger umweltbelastenden Bewegung im Raum führen. 

JR

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