Die Bundesregierung plant 400.000 neue Wohnungen, sozial und klimagerecht. Denn Wohnraum ist knapp in Deutschland.
Wohnungs- und Baulandspekulanten; der böse Kapitalismus eben – woran könnte die Wohnungsnot denn sonst liegen?
Wir geben uns gerne ökologisch-nachhaltig, werfen der Politik unzureichendes Handeln vor und wähnen uns in unserem Lebensstil auf der Seite der Guten. Von der Gesinnung her sind wir es auch zweifellos. Klar ist aber auch; die Großen können am ganz großen Rad drehen und viel bewirken und verlagern die Verantwortung auch gerne auf das Individuum:
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Folgt man der liberalen Politik in Deutschland so gilt: „es ist nicht der Verkehrsminister, der die Klimaziele nicht erreicht, es sind die Bürger und Bürgerinnen, die die Klimaziele nicht erreichen, weil Menschen mobil sein wollen.“ Das Ping-Pong-Spiel der Verantwortungszuschreibung zwischen denen da Oben und dem Kleinen Mann ist fortwährende Begleitmelodie im ökologischen Diskurs. Doch wenig zielführend.
Daher wollen wir mal nicht die Hausaufgaben von Politikern benoten, denn ein freier Bürger hat sehr viel mehr selbst in der Hand, als er vielleicht glaubt und sich zutraut.
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Blicken wir auf die individuelle Umweltbelastung: nimmt man dabei den ökologischen Fußabdruck als Referenz, so entfallen 35% auf die Ernährung (kann jeder ändern) und 25% auf das Wohnen (hier v.a. Heizenergie). Zusätzlich jedoch ist die Klimabilanz beim Bauen selbst zu berücksichtigen:
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Doch der Wohnflächenbedarf steigt in Deutschland unvermindert an: von 2011 bis 2021 um 1,6m² auf 47,7m² pro Person (Umweltbundesamt). 34,9m² waren es vor 30 Jahren.
Eine wesentliche Ursache liegt in der Zunahme von Singlehaushalten
Happy Singles Day – zwischen Beziehungsangst und –verlust - NATÜRL-ich (blognatur.com)
aber auch am Remanenzeffekt, der beschreibt, dass die Wohnfläche beibehalten wird auch wenn die Kinder ausgezogen sind oder der Partner verstorben ist. Die Wohnfläche pro Kopf liegt bei einem Ein-Personenhaushalt (Mikrozensus 2018) bei 68m², in einem Zwei-Personenhaushalt - ein Drittel niedriger – bei 49m², bei Drei- und Mehrpersonenhaushalten bei 33m². Die gemeinsame Nutzung von Bad, Küche und Flur ist der Grund für die geringere Wohnraumbeanspruchung. Die Flächenversiegelung, die Zersiedelung der Landschaft wird damit bei ansteigendem Wohnflächenbedarf weitergehen.
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Hinzu kommt, dass die Bevölkerung in Deutschland, entgegen der seit Jahrzehnten entwickelten Prognosen von Demographen und Bevölkerungsgeographen ansteigt. Die Forschung hat die Dynamik der internationalen Migrationsströme massiv unterschätzt. In den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes gibt es daher auch Szenarien, welche eine Bevölkerung von 90 Millionen in Deutschland im Jahr 2070 wahrscheinlich erscheinen lassen.
Wir kennen alle Klimaszenarien bis in das Jahr 2050 oder 2100, wie aber sieht es mit der Flächenversiegelung aus, wenn wir die Wohnflächenansprüche in die Zukunft projizieren?
1,6m² Zuwachs pro Dekade und Person? Hochgerechnet auf 90 Mio. Einwohner? 144km² in 10 Jahren. Zusätzliche Flächen, die verbaut und beheizt werden müssen. Das ist kein Weg in eine nachhaltige Zukunft.
Hinzu kommen stetig ansteigende Einkommen (eines Großteils der Bevölkerung); wohin mit dem Geld? Das Einfamilienhaus im Grünen - mit Solardach- wir sind ja öko. Logisch!
SUVs - elektrisch betrieben, um das Haus zu erreichen, wir sind ja öko. Logisch!
Beim Neukauf soll es ein Deutschlandticket der Bahn obendrauf geben, wir sind ja öko. Logisch!
Einer Verdichtung der Bebauung in Städten stehen Belange der Stadtökologie entgegen; eine Zersiedelung des städtischen Umlands steht im Widerspruch zum Schutz von Ökosystemen. Daher kann die nachhaltige Lösung nur in einem WENIGER an Wohnfläche/Person liegen. Eine Lösung, welche ökologische Belange und solche der Wohnungsnot lindern kann.
Doch wie können wir wieder lernen, Nähe auszuhalten, gar als beglückend empfindend leben?
JR