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15 Jan
15Jan

Ich bin ja bekennende Science Fiction Leserin und habe erst kürzlich „Cloud Cuckoo Land“ von Anthony Doerr, auf Deutsch „Wolkenkuckucksland“ gelesen. In einem der Szenrarien reist ein hin zu einem Exoplaneten Raumschiff Jahrzehnte durchs All, einer der Scherzfragen, die sich die Besatzung stellt, ist „Was ist braun und rund, dreht sich und brennt?“ „Die Erde!“
Dort ist es gang und gebe, mit Nahrungsmitteldruckern die täglichen Lebensmittelrationen herzustellen.

Sind wir auch auf dem Weg hin zur Versorgung aus der Kartusche? Jetzt meine ich nicht diesen Ernährungsstil, den ja viele Mitmenschen auch ein Leben lang aufrechterhalten, indem sie Büchsen und Tüten öffnen: Ich meine Lebensmittel, die nicht organisch gewachsen, sondern in Laboren erzeugt sind.

Vor allem geht es hier natürlich um Fleischersatzprodukte: Es scheint kaum möglich, dass der Verbraucher sich seine Gier auf tierische Produkte abgewöhnt. Im Jahre 2020 verschlang jeder Weltenbürger durchschnittlich 75 kg an tierischem Eiweiß in Form von Fleisch, Fisch, Meeresfrüchten, Eiern... Das sind 574 Tonnen insgesamt.
Die Tendenz ist steigend: Denn in diese horrende Ziffer fließen ja sogar Länder mit ein, in denen Menschen nach wie vor verhungern. Und im mehr und mehr erfolgreichen Kampf gegen die Armut steigt der Bedarf an Lebensmitteln – der aus traditionell-obsoleter Sicht aus tierischer Grundlage stammt.
Nicht nur für den Planeten hat dies furchtbare Auswirkungen – Klimaschutz steht in enger Abhängigkeit von unserem Essverhalten – auch für uns als menschliche Rasse ist der tierische Konsum ein ethisches Armutszeugnis, wie ich meine.

Alternativen sind längst auf dem Markt, und immer mehr Firmen bemühen sich, Alternativen zu finden:

„Food for Thought: The Protein Transformation“ tituliert die BCG (Boston Consulting Group) einen Artikel
:  Laut ihrer Analyse sollte im Jahr 2035 mehr als ein Zehntel der sonst tierbezogenen Proteine aus alternativen Quellen stammen: Ein riesiges Marktpotenzial eröffnet sich damit, es handelt sich um geschätzte 290 Milliarden Dollar.  In der Analyse heißt es: „By 2035, the shift to alternatives will save as much carbon dioxide equivalent (CO2-e) as Japan emits in a year, conserve enough water to supply the city of London for 40 years [...]“

Doch besonders hier in Deutschland in unserer grünen Bewegung stößt derart „künstlich“ erzeugtes Fleisch oft auf Vorbehalte. Wir stehen hier Umweltschutz oft so, dass wir unsere Schuldigkeit getan haben, wenn wir Eier im Bioladen und unser Fleisch beim Dorfmetzger kaufen. Im uns Dinge Schönreden waren wir schon immer gut.

Ich selbst rühre schon lange mein Kichererbsenpulver in Wasser und brate mir danach mein pflanzliches „Schnitzel“. Ich kaufe sogar Käse aus Kokosfett, wenn ich nicht selbst dazu komme, mir meinen „Emmentaler“ aus Sauerkraut selbst zu machen. Oft genug muss ich mich der Diskussion stellen, weshalb denn Ersatzprodukte zu Fleisch und Milch etc. überhaupt verlangt werden, wenn man sich doch den Titel „Veganer“ auf die Fahne schreibt. Ich bin solche Kritik leid, aber ich habe auch gut 30 Jahre hinter mir, in denen ich Fleischessern immer wieder Paroli bieten musste, wenn sie mir vorwarfen, dass doch auch Pflanzen leiden, wenn ich sie essen würde. Warum darf ein pflanzliches Produkt denn nicht Form und auch einen ähnlichen Geschmack wie ein tierisches Produkt haben? Davon abgesehen ist ja auch eine Wurst ist auch ein Erzeugnis und nicht einfach auf dem Acker oder im Tier unverarbeitet zu finden.
Es geht nicht darum, nur Unverarbeitetes oder nicht Hergestelltes zu vertilgen – es geht nicht darum, sich keine Lust am Essen mehr zu erlauben, auf jeden geschmacklichen Genuss zu verzichten: Es geht um das Wechselspiel aus Mitweltschutz und gutem Gewissen. Zumindest für mich. Jeder hat seinen eigenen Weg zu finden, und wir alle hinterlassen Spuren – wir mögen sehen dass wir möglichst wenig überdauernde Schäden hinterlassen.

Und wie ist es für euch? Wenn ihr die gegebenen Szenarien weiterspinnt: Könntet ihr euch mit der Vorstellung eures Essens aus dem Drucker anfreunden? 


MF


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