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30 Dec
30Dec

Der VPI ist der Interessenverband der Pyroindustrie Deutschlands. Großen Wert legte der Verband auf die zeitgerechte Veröffentlichung einer Stellungnahme: Da Feuerwerke, nicht einmal Großfeuerwerke mit 100 kg Netto-Explosiv-Masse in Feuerwerken, vergleichsweise wenig CO2 freisetzen und damit nicht klimarelevant seien, da sie nur die Feinstaubmengen signifikant beeinflussen würden, sei es also zu verurteilen, Feuerwerke unter dem Zeichen des Klimaschutzes verbieten zu wollen. 


Es mag stimmen, dass beim Verböllern von 100 kg NEM Feuerwerk genauso viel CO2 freigesetzt, wie bei der Verbrennung von weniger als 6 Litern Diesel (s.u.). Doch damit werden Feuerwerke ja nicht plötzlich unbelastend für die Umwelt. Wenn Feuerwerke in der Kategorie CO2-Emission also nicht die allerschlimmsten Umweltsünden sind, weil z.B. eine Kreuzfahrt mehr ins Gewicht fallen würde, sind sie damit noch kein Bestandteil des Umweltschutzes. 0,7 % der jährlichen Feinstaubproduktion fallen auf das Silvesterfeuerwerk. Und damit übertrifft Feinstaubbelastung durch die Böllerei einer Nacht doch den Durchschnittstag, an dem vor allem die Autofahrerei ins Gewicht fällt, um mehr als das Doppelte.
Doch die Umwelt besteht nicht nur aus Luft – unsere Mitwelt besteht aus lebenden Wesen. Dass Tiere leiden, aufgrund des Lärms wie auch Kinder, Kriegstraumatisierte oder mental beeinträchtigte Personen panisch werden, dass Feuerwerke ein hohes Gefährdungspotenzial für Mensch und Tier darstellen, ist hinlänglich bekannt. Doch auch die Informationsseite des BvPk liest sich wie eine Werbebroschüre für die Knallerei: Der Bundesverband Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk e.V. weist explizit darauf hin, dass die 200 Tonnen Müll, die die Silvesternacht produziert, quasi vergleichbar sind mit den 88 Tonnen des Oktoberfests.

 
Wie muss es um die Ratio bestellt sein, um so zu argumentieren?

 Doch wenn wir die Geschichte der Feuerwerke aufspüren, wird klar, dass sich die Logik unserer Zeit wohl nicht allzu sehr über die Logik der heidnischen Riten hinaus entwickelt hat. Angeblich stammt der Brauch, Sprengstoff bei Festivitäten zu zünden, aus dem China des frühen 12. Jahrhunderts.  1379 soll es in Italien das erste Feuerwerk in Europa gegeben haben, 1506 das erste in Deutschland. 1582 verkündete Papst Gregor XIII. eine Reform des Kalenders und setzte damit den Jahresbeginn auf den 1. Januar fest. Die Lärmerei stammt aus dem Mittelalter: Böse Geister sollten schon damals mit laute Geräusche vertrieben werden: Töpfe, Rasseln, Trommeln und Trompeten kamen zum Einsatz.  Kirchenglocken läuteten, Schüsse wurden abgefeuert.

 So viel zum Aberglauben. Jetzt zur Augenwischerei.
Hier die Stellungnahme des VPI.
Feinstaub ist nicht klimarelevant: CO2-Anteil im Feuerwerk signifikant gering – Keine Argumente für Klimanotstände


Der Ausruf eines Klimanotstands ist ein Beschluss von Parlamenten oder Verwaltungen, mit dem Ziel der Erklärung, dass der Wandel des Klimas einer Krise entspricht und dass die bisher ergriffenen Maßnahmen in einer Kommune/Stadt nicht ausreichend sind, um die eigenen CO2-Emissionen befriedigend zu begrenzen. Es geht somit um den Umgang mit der als menschengemacht anzusehenden globalen Erwärmung – also dem Klimawandel. Als Maßnahmen zur Begrenzung des für die Klimaerwärmung relevanten CO2- Ausstoßes führen Verwaltungen u. a. auch den Verzicht auf Großfeuerwerke an. Und berufen sich dabei auf Zahlen der Deutschen Umwelthilfe und die Feinstaubzahlen des Umweltbundesamts. Aber: Feinstaub ist nicht klimarelevant und daher nicht als Begründung für begrenzende Maßnahmen im Rahmen des Klimanotstandes geeignet. 

• Feinstäube sind lokale Emissionen und nicht klimarelevant. Sie können daher nicht als Begründung für Maßnahmen des Klimanotstandes herangezogen werden. Maßgeblich klimaschädlich sind Treibhausgase – allen voran Kohlendioxid, also CO2. Der CO2-Anteil im Feuerwerk ist jedoch signifikant gering. 

• Das bestätigt auch das Umweltbundesamt auf Seite 7 seiner Broschüre „Zum Jahreswechsel: Wenn die Luft ‚zum Schneiden‘ ist“. Darin heißt es: „Kohlendioxid(CO2)-Emissionen aus Feuerwerkskörpern sind nach Schätzungen des Umweltbundesamtes von geringer Bedeutung“. Der Anteil der durch Feuerwerk entstehenden CO2-Emissionen an den jährlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland – und diese sind der einzig relevante Faktor zur Herleitung von Maßnahmen im Rahmen des Klimanotstandes – beträgt lediglich ein Millionstel. Darin inkludiert sind sowohl die Großfeuerwerke als auch das gesamte private Silvesterfeuerwerk. 

• Ursächlich für die Erderwärmung sind Treibhausgase, wie beispielsweise Kohlendioxid. Sie sorgen dafür, dass die Infrarotstrahlung der Sonne in der Erdatmosphäre stärker absorbiert wird. Die Erde wird dadurch aufgeheizt. Aber: Feuerwerk ist für lediglich zirka ein Millionstel der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. • Feuerwerk ist somit kein relevanter CO2-Verursacher. 

• In einer VPI-weiten Aktion haben unsere Mitglieder die chemischen Bestandteile ihrer Feuerwerkskörper aufgeschlüsselt. Wir wissen daher, dass lediglich ein kleiner Prozentsatz der Bestandteile einen klimarelevanten CO2-Beitrag leistet. 

• Die NEM ist der einzige Bestandteil des Feuerwerks, der CO2 verursachen kann. 

• Auf 1 kg NEM entfallen 156 g CO2 aus fossilen Quellen (klimarelevant) Netto-Explosivstoff-Masse in Feuerwerk CO2-Anteil fossile Quelle 1 kg 0,156 kg 1.000 kg 156 kg 350 kg (enthalten in 1 Brutto-Tonne Feuerwerk) 54,6 kg 100 kg Großfeuerwerk 15,6 kg 

• Im Rahmen eines Großfeuerwerkevents mit einer NEM von 100 Kilogramm werden also 15,6 Kilogramm klimarelevantes CO2 freigesetzt. Bei der Verbrennung von Diesel entstehen 2,65 Kilogramm CO2 pro Liter Kraftstoff. Somit wird durch das Feuerwerk in unserem Beispiel genauso viel CO2 freigesetzt, wie bei der Verbrennung von weniger als 6 Litern Diesel. 

• Verglichen mit dem CO2-Ausstoß beispielsweise durch die Bundesliga-Vereine wird der geringe Anteil des Feuerwerks noch deutlicher: Ganze 7.800 Tonnen CO2 werden pro Spieltag ausgestoßen, sagt die Klimaschutzberatung CO2OL in der Rheinischen Post vom 3. September 2019. Großfeuerwerke kommen dagegen auf maximal 500 Tonnen CO2 für das gesamte Jahr (Basis 2018). 

• Wie man an diesen Zahlen sehen kann, sind die Auswirkungen des Feuerwerks auf das Klima verschwindend gering. Absagen oder Verbote aufgrund der Klimaschädlichkeit von Feuerwerk sind damit in unseren Augen auf Basis der deutlichen Faktenlage nicht seriös.


MF

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