Heute ist der Tag der Erde. Zum 54. Mal. Denn schon 1969 schlug John McConnell der UNESCO einen Tag der Erde vor, den 21. März. Initiiert vom US-Senator Gaylord Nelson in Zusammenarbeit mit dem Studenten Denis Hayes findet dann 1970 zum ersten Mal der Earth Day in den USA statt. Inzwischen wird der Earth Day seit 1990 jährlich am 22. April „begangen“ - und wurde von Werbung und Marketing ad absurdum geführt. Denn was einst unter dem Gedanken stand, Konsumverhalten zu überdenken und auf Überflüssiges zu verzichten, wich genau dem Gegenteil: Jetzt sollen wir am Tag der Erde kaufen!
Nachhaltige Produkte zwar, Lyocell Bettwäsche oder die Solarpowerbank in etwa, oder andere Dinge, die unser Ökogewissen erleichtern. Dafür dürfen wir dann auch wieder in den Flieger steigen und zum Kurztrip nach Malle oder zum Whale Watching im Pazifik jetten. Wir haben ja ganz brav umweltgerechte Dinge, die wir nicht brauchen, gekauft und zu den unzähligen anderen, die wir schon hatten, die aber eben nicht „bio“ waren, in den überquellenden Schrank dazugelegt.
Da hilft es kaum, dass 2009 die UN in einer Generalversammlung den Tag der Erde offiziell als International Mother Earth Day anzuerkennen.
Darauf sind wir ja gepolt: Am Muttertag wird konsumiert! Und wer partout nichts kaufen will, Mutter Erde einen Strauß Blumen auf die Wiese zu werfen, wäre dann doch zu offenkundig absurd, soll zumindest auf „Mutter Erde“ anstoßen: ein Prosecco geht doch immer, oder?
Ich denke, die einzige wirkliche Huldigung an Mutter Erde an diesem Tag wäre, tatsächlich einmal nicht zu konsumieren. Sich zunächst in Verzicht zu üben, ohne Impulsbestellungen zu tätigen, sich selbst zu hinterfragen und dann bedürfnisgerecht für sich zu sorgen. Und dann vielleicht überrascht sein, dass sich manche Bedürfnisse doch mitweltgerecht auflösen lassen.
MF