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30 Jul
30Jul

US-Forscher haben eine Methode entwickelt, um aus Gelatine nachhaltige Textilfasern herzustellen, die sich bei Bedarf auflösen lassen. Dieses Verfahren soll zur Lösung des Plastikproblems beitragen. Die Forscher nutzen eine kostengünstige Maschine, die Gelatinefasern produziert, die biologisch gefärbt und mit natürlichen Substanzen imprägniert werden können. 

Der Prototyp dieser Maschine, eine Spinn-Maschine, die nur etwa 521 Euro kostete, wurde auf einer Konferenz in Honolulu vorgestellt. Ziel ist es, Designern weltweit zu ermöglichen, ihre eigenen Biofasern herzustellen. Gelatine, ein Protein aus Schlachtresten und Fischabfällen, könnte so als Ersatz für Baumwolle dienen und damit Wasser und Anbauflächen sparen. 

Dies wäre besonders wichtig, da die Herstellung eines einzigen T-Shirts etwa 2700 Liter Wasser verbraucht und die Textilabfälle in Deutschland enorm sind. Jeder Bundesdeutsche besitzt im Durchschnitt etwa 18 T-Shirts – und insbesondere die jungen Generationen neigen dazu, sich mit Billigware einzudecken, so dass deren Bestand Dutzende von T-Shirts umfasst.

Für die Herstellung nur eines T-Shirts werden schätzungsweise 2700 Liter Wasser verbraucht. Und nicht jedes Kleidungsstück begleitet einen Besitzer über Jahre: 2021 wurden rund 176.200 Tonnen Textil- und Bekleidungsabfälle bei privaten Haushalten in Deutschland eingesammelt; hinzukommen noch Hunderttausende Tonnen von Altkleidern, die alljährlich ins Ausland exportiert werden. Handelt es sich noch dazu um Mischtextilien, ist das Recycling oft kompliziert und aufwendig, denn die verschiedenen Materialien lassen sich nur schwer trennen.

Dazu im Gegensatz lässt sich ein aus Gelatine bestehendes Kleidungsstück natürlich recyclen, da sich die festgepresste Gelatine wieder auflösen kann. Gelatine kommt traditionell in Kosmetika oder Lebensmitteln wie Gummibärchen zum Einsatz, minderwertige Gelatine landet jedoch im Abfall – und könnte nun künftig Baumwolle ersetzen, somit helfen, Anbaufläche und Wasser einzusparen.

Aus der Perspektive der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes hat die Verwendung von Gelatine zur Herstellung von Textilfasern sowohl Vorteile als auch Nachteile:

    Vorteile:

  1. Ressourcenschonung:
    • Wassereinsparung: Die Herstellung von Gelatinefasern verbraucht möglicherweise weniger Wasser als der Anbau und die Verarbeitung von Baumwolle, für die etwa 2700 Liter Wasser pro T-Shirt benötigt werden.
    • Nutzung von Abfallprodukten: Gelatine wird aus Schlachtresten und Fischabfällen gewonnen, die sonst entsorgt würden. Dies könnte helfen, Abfall zu reduzieren und den Wert von Nebenprodukten der Fleisch- und Fischindustrie zu steigern.
  2. Biologische Abbaubarkeit:
    • Zersetzbarkeit: Kleidung aus Gelatinefasern ist so konzipiert, dass sie sich bei Bedarf auflöst, was die Menge an Textilabfällen reduzieren könnte. Dies ist besonders wichtig, da jedes Jahr enorme Mengen an Textil- und Bekleidungsabfällen anfallen, die oft schwer zu recyceln sind.
  3. Geringere Umweltbelastung:
    • Reduktion des Chemikalieneinsatzes: Die Fasern können biologisch gefärbt und mit natürlichen Substanzen imprägniert werden, was den Einsatz von umweltschädlichen Chemikalien minimiert.

      Nachteile:
      1. Tierische Rohstoffe:
    • Abhängigkeit von tierischen Produkten: Die Nutzung von Gelatine widerspricht veganen Prinzipien und könnte ethische Bedenken hervorrufen. Dies könnte den Markt für solche Produkte einschränken und bestimmte Verbrauchergruppen ausschließen.
      2. Ökologische Balance:
    • Fleischindustrie: Obwohl Gelatine ein Nebenprodukt der Fleischindustrie ist, unterstützt die Verwendung dieser Produkte indirekt eine Industrie, die für erhebliche Treibhausgasemissionen, Landnutzungsänderungen und andere Umweltprobleme verantwortlich ist.


Fazit:

Das Verfahren zur Herstellung von Textilfasern aus Gelatine zeigt, wie nachhaltige Lösungen komplex und vielfältig sein können. Es bietet ökologische Vorteile, insbesondere durch Ressourcenschonung und Abfallreduzierung, und könnte dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck der Textilindustrie zu verringern. Gleichzeitig stellt es ethische Herausforderungen dar und wirft Fragen zur Balance zwischen Nachhaltigkeit und dem Konsum tierischer Produkte auf.Insgesamt kann diese Methode als ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Textilproduktion angesehen werden, jedoch mit der Notwendigkeit, die ethischen und ökologischen Implikationen sorgfältig abzuwägen und alternative, pflanzliche Lösungen weiterhin zu erforschen und zu fördern. Denn bei allen Nachhaltigkeitsaspekten dürfen auch ethische Abwägungen nicht zu kurz kommen. Und ob (Massen-)Tierhaltung und Schlachtbetriebe überhaupt mit Nachhaltigkeit in einem Satz genannt werden dürfen, wäre zu erörtern.

Doch das wichtigste: Der Verzicht auf tierische Produkte ist schließlich nicht nur Handeln im Sinne der Nachhaltigkeit, sondern auch ein Einsatz für den Mitweltschutz, für unsere Mitgeschöpfe.


MF

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