Marion
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24 Nov
24Nov

Die Weltklimakonferenz COP29 in Baku hat erneut die tiefgreifenden Spannungen und Herausforderungen der internationalen Klimapolitik offenbart. Die Verhandlungen, die über den ursprünglich geplanten Abschlusszeitraum hinausgingen, waren geprägt von Konflikten zwischen unterschiedlichen Staatenblöcken und Interessen. 

Besonders die Gruppe der Kleinen Inselstaaten und die am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) machten ihrem Unmut Luft, indem sie aus zentralen Verhandlungen auszogen. Sie kritisierten, dass ihre Anliegen nicht ernsthaft berücksichtigt würden und betonten, dass es nicht nur um die Reduktion von Treibhausgasemissionen gehe, sondern auch um den Schutz vor den bereits spürbaren und existenziellen Folgen des Klimawandels.

Hintergrund: Existenzielle Bedrohung der Inselstaaten

Die Kleinen Inselstaaten sind besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen. Steigende Meeresspiegel, häufigere und intensivere Tropenstürme sowie weitere Wetterextreme bedrohen ihre Lebensgrundlagen und kulturelle Existenz. Pa’olelei Luteru aus Samoa, Sprecher der Inselstaaten, verdeutlichte dies mit einem eindringlichen Appell: „Wir sinken buchstäblich.“ Für diese Länder ist der Klimawandel kein abstraktes Zukunftsszenario, sondern eine gegenwärtige Realität, die unmittelbar über Leben und Tod entscheidet.Die Forderungen der Inselstaaten zielen darauf ab, neben Maßnahmen zur Emissionsreduktion auch Programme zur Anpassung an die Klimafolgen zu finanzieren. Dazu gehören der Bau von Schutzinfrastrukturen, die Unterstützung bei Umsiedlungen und die Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung in einem sich wandelnden Klima. Der mangelnde Fortschritt in diesen Bereichen wurde auf der COP29 scharf kritisiert.

Finanzierung als zentraler Konfliktpunkt

Ein zentrales Thema der Verhandlungen war die Klimafinanzierung. Die Industrieländer sagten eine Erhöhung der Finanzmittel auf mindestens 300 Milliarden US-Dollar jährlich bis 2035 zu. Diese Summe bleibt jedoch weit hinter den 1,3 Billionen US-Dollar zurück, die laut Entwicklungsländern jährlich erforderlich wären, um die notwendigen Klimaschutzmaßnahmen sowie die Anpassung an die Klimafolgen zu finanzieren.Die Finanzierungslücke verdeutlicht, wie stark die Interessen der Staaten auseinandergehen. Entwicklungsländer fordern, dass die Hauptlast von den Industrienationen getragen wird, die historisch gesehen den größten Anteil an den globalen Emissionen verursacht haben. Demgegenüber argumentieren westliche Länder wie die USA und die EU, dass auch aufstrebende Wirtschaftsmächte wie China und wohlhabende Ölexporteure wie Saudi-Arabien ihren Beitrag leisten müssten.

Klimaanpassung und Verluste: Fehlende Unterstützung für die Verwundbarsten

Trotz der Fortschritte bei der Klimafinanzierung bleibt die Unterstützung der am stärksten gefährdeten Länder unzureichend. Besonders in den Bereichen Anpassung an die Klimafolgen und der Bewältigung von Verlusten und Schäden konnten keine verbindlichen Regelungen getroffen werden. Die ärmsten Länder kritisieren, dass ihre dringenden Bedürfnisse weiterhin ignoriert werden, obwohl die Folgen des Klimawandels für ihre Bevölkerungen oft katastrophal sind. Die COP29 blieb hinter den Erwartungen zurück, verbindliche Maßnahmen zur Unterstützung dieser Länder festzulegen.

Klimaschutz: Fortschritte und Rückschritte

Die Verteidigung bestehender Klimaziele und die Stärkung nationaler Klimapläne (NDCs) waren zentrale Themen des Gipfels. Trotz der geopolitischen Spannungen konnte die globale Bestandsaufnahme, die die Grundlage für weitere Emissionsreduktionen bildet, bestätigt werden. Diese Dynamik soll im kommenden Jahr auf der COP30 in Brasilien fortgesetzt werden, wo ambitioniertere nationale Klimaziele erwartet werden.

Ein ambivalentes Ergebnis

Die Ergebnisse der COP29 zeigen eine zwiespältige Bilanz. Einerseits wurden Fortschritte bei der Klimafinanzierung erzielt, und es gelang, Rückschritte angesichts starker fossiler Lobbyinteressen zu verhindern. Andererseits reichen die Maßnahmen nicht aus, um die Klimakrise effektiv zu bewältigen. Christoph Bals von Germanwatch fasst die Situation treffend zusammen: „Diese Weltklimakonferenz liefert nicht das, was eigentlich notwendig gewesen wäre – aber sie bewegt sich im oberen Bereich dessen, was bei der derzeitigen politischen Großwetterlage möglich ist.“

Ausblick: Hoffnung auf die COP30

Der nächste Klimagipfel in Brasilien könnte entscheidend sein, um die Lücken bei der Klimafinanzierung und Anpassung zu schließen. Brasilien hat bereits signalisiert, sich für ambitioniertere Klimaziele einzusetzen. Die Staatengemeinschaft steht jedoch vor der Herausforderung, nicht nur symbolische Fortschritte zu erzielen, sondern konkrete Maßnahmen umzusetzen, die sowohl den Klimaschutz als auch den Schutz der am stärksten gefährdeten Bevölkerungen voranbringen.


MF

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