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03 May
03May

Wann hast du das letzte Mal deinen Kühlschrank und deine Küchenschränke ausgemistet? Was hast du alles gefunden, dass du dann weggeworfen hast?

Heute, Dienstag, den 3.5.2022 verschenkten in Augsburg Aktivist*innen ab 15:30 Uhr gerettete Lebensmittel: Vor dem Klimacamp am Moritzplatz machten sie auf die gigantische Verschwendung von Lebensmitteln in diesem Land aufmerksam. In Nürnberg sorgte eine ähnlcihe Aktion im Januar 2022 für Furore: Dort wurde sogar der Jesuitenpater Jörg Alt polizeilich vernommen. Jörg Alt, der sich als „Jesuit und Dieb“ bezeichnet, containerte bei Supermärkten Lebensmittel, und verteilte sie dann in Nürnberg vor einem Discounter.

Auch die veschenkten Augsburger Lebensmittel stammen vom Containern: Sie wurden illegalerweise aus den Müll-Containern von Supermärkten entnommen. 


Wegen überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum werden die meisten Lebensmittel weggeworfen, Obst und Gemüse landet dabei auch schon mal wegen Druckstellen im Müll.


Containern kann gemäß § 123 Abs. 1 StGB (Hausfriedensbruch) und/oder nach herrschender Meinung gemäß § 242 StGB (Diebstahl) und ggf. § 243 StGB verboten sein. Wegen der Geringwertigkeit kommt regelmäßig eine Strafverfolgung nur auf Antrag in Betracht (§ 248a und § 123 Abs. Das Bundesverfassungsgericht bestätigte 2020 die seit 1985 bestehende Rechtslage – Anlass dafür war ein Rechtsstreit, den zwei junge Bayerinnen initiierten: Sie wurden 2019 wegen Diebstahls zu Sozialstunden verurteilt – weil sie weggeworfene Lebensmittel aus dem Müll holten. Sie akzeptierten das Urteil nicht sondern zogen durch die Instanzen – 2020 bestätigte dann das Bundesverfassungsgericht das Urteil. Insbesondere die CDU-Länder wehren sich gegen eine Legalisierung des Containerns. Wer nach dem "Warum" fragt, wird wohl keine christlich-demokratische Antwort erhalten.

Nach Berechnungen der Universität Stuttgart werden allein in Deutschland jährlich in Privathaushalten fast 13 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Die Umweltorganisation WWF geht dabei sogar von mehr als 18 Millionen Tonnen aus. 

Pro Person sind es, je nach Studie, um die 80 Kilogramm – weit mehr, als ich wiege. Etwa vier Prozent der jährlich weggeworfenen Millionen Tonnen Lebensmittel fallen im Handel an – werden also von Supermärkten aussortiert.
Dass es nach wie vor illegal ist, durch Containern etwas zu Nachhaltigkeit und Mitweltschutz beizutragen, bleibt mir ein Rätsel. Besser so und spät als gar nicht, denke ich - auch, wenn es natürlich sinnvoller wäre, die Verschwendung an der Wurzel ihrer Entstehung zu packen.

Wie seht ihr es? Sollte Containern legalisiert werden? Sollten Supermärkte und vielleicht auch Privatpersonen Strafen für weggeworfene Lebensmittel zahlen müssen? Sollte der Handel zu Nachhaltigkeitskonzepten verpflichtet werden? 


MF

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