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17 Apr
17Apr

Wir Menschen sind frei zu wählen, welcher Mensch wir (über unsere Position als zoon politikon hinaus) wir sein möchten. Diese Freiheit bringt die Notwendigkeit der Entscheidung mit sich. Selbst, wenn ich mich entscheide, mich nicht zu entscheiden, habe ich damit meine Rolle, meine Person, gewählt. (Person stammt etymologisch vom lateinischen persona ab – und meint Rolle, Maske, in einem Theaterstück dargestellter Charakter). Die uns von Geburt wegen auferlegte Doktrin der Freiheit werden wir alle nicht los, sie ist nicht abwählbar, sie ist paradoxerweise keine Option: Freiheit ist Grundbedingung der menschlichen Bewusstheit, sie ist eine Beschreibung unserer noetischen Existenz und damit Teil unserer Natur. 

Deswegen ergibt es keinen Sinn, Freiheit als „frei von etwas“ zu verstehen. Wir sind hingegen immer „frei zu etwas“. Manchmal sind wir uns dessen nicht bewusst. Im besten Fall durchaus und beziehen Stellung zu unserem Leben in dieser Zeit und Welt. In dieser aktiven Entscheidungen liegt die Möglichkeit, unsere Existenz als sinnhaft zu erleben – wenn wir uns als selbsteffizient, als handlungswirksam, und in unseren Handlungen unserem Wertecodex folgend erleben, ringen wir unserem Leben Sinn ab. Dabei ist der Mensch nie als Einzelwesen zu sehen. Nur unter Menschen sind wir Mensch, werden uns unseres Menschseins gewahr, und nur eingebettet in Gemeinschaften / Gesellschaften erleben wir soziale Kompetenz, die jedes Säugetier als innate Eigenschaft in sich trägt. Unser Organismus eines Mammalias ist auf artgenössische Verbundenheit ausgerichtet: Vom Bindungshormon Oxytocin bis hin zum ventralen Ast des Nervus Vagus sind zahlreiche Funktionen unseres Körpers interaktionsabhängig. Wenn wir uns als Teil einer lebenden Gemeinschaft sehen, können wir uns der Aufgabe, unsere Rolle und unsere Funktion innerhalb eben dieser zu wählen, bewusst werden.


Nie schien es so dringend, sich unserer Freiheit bewusst zu sein wie heute. Unsere heutige Gesellschaftsform mit ihrer globalen Vernetzung und ihren digitalen und virtuellen Möglichkeiten stellt uns vor die Herausforderung, über unsere direkte persönliche Betroffenheit / Affiziertheit hinaus zu denken – unser Gefühl, unsere Empfindungen können hier nicht Schritt halten. Auf der Bedürfnisebene zeigen sich über die Jahrtausende hinweg vergleichsweise wenig Veränderungen: Unser Säugetiernatur lässt uns auf der physiologischen und psychischen Ebene eben das benötigen und suchen, was auch andere Tiere benötigen. Im Vordergrund steht natürlich Natur und die Möglichkeiten, die sich im Naturerleben eröffnen. Denn in den Begegnungen mit der Natur und der damit erfolgenden Auseinandersetzung mit sich selbst findet Integration, emotionale Regulation statt – so finden wir Zugang zu unseren Ressourcen., die oft im Alltag verloren scheinen.


MF   

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