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08 Apr
08Apr

Tropenwälder wirken gewichtig bei der Temperaturregulierung der Erde mit: Sie entziehen der Luft Kohlendioxid und senken Kohlenstoff.

Die kühlende Wirkung wird durch zwei Prinzipien ermöglicht: Zum einen ist die Fähigkeit der Wälder, CO2 aufzunehmen und zu speichern, von großer Bedeutung. Doch entscheidend trägt ein anderer biophysikalischer Faktor der Regenwälder dazu bei, für einen weltweiten temperatursenkenden Effekt zu sorgen: Tropenwälder erzeugen Wolken. Und Wolken wiederum befeuchten die Luft und setzen so kühlende, organische Verbindungen frei.

Dass unsere Regenwälder dabei sind, der menschlichen Ignoranz und Arroganz zum Opfer zu fallen, ist keine Neuigkeit. Bereits ein Drittel der weltweiten Tropenwälder  wurde in den letzten Jahrhunderten komplett zerstört. Ein weiteres Drittel ist durch Abholzung und Erschließung hochgradig geschädigt. Die verbliebenen Wälder haben unter aktuellen Bedingungen kaum eine Chance: Unter dem fortschreitenden Klimawandel laufen sie Gefahr, sich in Grasland umzuwandeln. 

Dann könnte uns ein ähnliches Schicksal wie den Osterinselbewohnern drohen. Und hier haben archäologische Untersuchungen gezeigt, dass die verbliebenen Osterinsulaner sich gegenseitig aufgefressen haben: Nachdem der letzte Baum gerodet war, keine Kanus zum Fischen mehr gebaut werden konnten, die Erosion den einst fruchtbaren Boden wegtrug und keine Vögel mehr nisten konnten, blieb den Hinterbliebenen wohl nicht übrig, als sich dem  Kannibalismus zuzuwenden. Glorreiche Aussichten für unsere Zivilisation?

 Die gemeinnützige Umweltorganisation Conservation International mit Sitz in Arlington, Virginia, veröffentlichte jüngst in der Journal „Frontiers in Forests and Global Change“ eine Studie mit dem Titel: „The Unseen Effects of Deforestation: Biophysical Effects on Climate“. Der wortführende Klimatologe Bronson Griscom, spezialisiert auf Waldklimatologie, stellt hier den biophysikalischen Effekt von Regenwäldern besonders heraus.        

Tropische Wälder würden so die Erde um ein Grad Celsius abkühlen, auch über den Verdunstungsprozess: Denn das über das Blattwerk abgegebene verdunstende Wasser bedingt die Wolkenbildung. In höheren Atmosphärenschichten reflektieren Wolken das Sonnenlicht und können so die Umgebung weiter abkühlen. Einen ähnlichen Effekt erfüll(t)en Eis und Schnee in der Arktis, jedoch in niedrigeren Atmosphärenschichten. Dazu kommt, dass organische Verbindungen, die Bäume freisetzen, zum Beispiel Terpene mit anderen Stoffen in der Atmosphäre reagieren: Das trägt zur Regulierung und Stabilisierung des Klimas bei.

Weitere Studien und Beobachtungen lassen befürchten, dass die Regenwälder mehr und mehr austrocknen:  Christopher Boulton, Geograf an der University of Exeter, publizierte kürzlich eine  eine Auswertung von Satellitenbildern Amazoniens: Die Entwicklung über einen Zeitraum von fast 30 Jahren wurde gezeigt. Durch die Messung der Biomasse auf den Bildern stellte Boulton fest, dass drei Viertel des Amazonasgebiets ihre Widerstandsfähigkeit verlieren. Damit schwindet die Fähigkeit, sich von einem extremen Wetterereignis wie einer Dürre zu erholen.

Dabei spielt tatsächlich jedes Zehntelgrad eine entscheidende Rolle, wenn es um die Minimierung von Wetterextremen geht. 

Dies alles wissen wir. Wir kennen die Zahlen, wir kennen die Fakten, wir spüren teils schon selbst die Auswirkungen des entgleisenden Klimas. Was braucht es noch, um uns zum Handeln zu bringen? Wie lange wollen wir den Slogan „Nach uns die Sintflut“ noch auf roten Flaggen vor uns her tragen?


MF


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