Langsam trauen wir uns an ein „Danach“ zu denken: Wir verabreden uns wieder, denken über Urlaube nach, buchen Weiterbildungen... Wir frischen unsere Verträge in den Fitnessstudios und Online Datingplattformen auf, kaufen uns neue Klamotten.
Und die Umwelt? Sie stöhnt auf. Schon jetzt drohen die wenigen positiven Effekte der Corona Krise auf unsere Umwelt zu verpuffen.Was zu verzeichnen war und sich von Vorteil vor allem für die Luftqulität erwies, waren u.A. bedeutend weniger Verkehr auf Straßen und Wasser sowie in der Luft und die eingeschränkte Industrieproduktion.
Die damit einhergehende Reduzierung von Emissionen (durch weniger Verkehr und weniger Industrieprozesse) hat grundsätzlich immer einen positiven Effekt auf die Luftqualität und auf die Menge der Treibhausgase. Die Luftqualität ist neben den Emissionen aus Energieerzeugung, Verkehr und Industrie auch von der Wetterlage beeinflusst: Bei austauscharmen Wetterlagen reichern sich die Schadstoffe in der Luft an, Wind und Sturm lassen Schadstoffe sich verteilen. Auch die Landwirtschaft, wenn z.B. bei der Düngung der Felder Ammoniak gebildet wird, trägt zur Feinstaubbelastung bei, da Ammoniak eine Vorläufersubstanz ist. Als sekundärer Feinstaub kann dieser mit dem Wind dann auch in einen Nachbarort transportiert werden. 2020 zeigten Satellitendaten deutliche Rückgänge von Stickstoffdioxid für z. B. China und Italien. Doch mit Wiederanlaufen der Produktionen ist dies kein bleibender Effekt.
Klar ist: Wenn die Corona-Krise eine positive Auswirkung auf gesundheitsrelevante Faktoren die Luftqualität, den Ausstoß von Treibhausgasen und lärmbedingte Gesundheitsrisiken gehabt hat, war das leider eher kurzfristig. Eine sinnige, gezielte Klima- und Umweltpolitik ist vonnöten, um nachhaltige Effekte zu erzielen: Produktions- und Infrastrukturen,Konsum- und Mobilitätsverhalten müssen verändert werden, damit nachhaltig und langfristig etwas bewirkt werden kann. Das Umweltbundesamt schlug deswegen vor, Konjunktur-/Investitionspakete für die postcoronäre Wiederbelebung der Wirtschaft mit Nachhaltigkeitszielen wie Klimaschutz, Ressourcenschonung, Emissionsminderungen und einer nachhaltigen Digitalisierung zu koppeln. Mit solchen Maßnahmen könnte der europäische Green Deal verstärkt umgesetzt werden. Investitionen in den öffentlichen Verkehr oder in die Elektrifizierung von Fahrzeugen, um diese klimafreundlicher zu machen, wären Ansatzpunkte. Doch auch bei Gebäuden sind Langfrist-Investitionen in nachhaltige Sanierung nötig. Klimafreundlicher Wasserstoff aus erneuerbaren Energien ist erforderlich, um die Dekarbonisierung der Stahl- und Aluminiumindustrie und anderen energieintensiven Industrien zu ermöglichen. Und selbstverständlich haben auch wir als Endverbraucher eine Verantwortung: Wir dürfen nicht in die „Nachholfalle“ tappen und nach der Krise zu umso größeren Umweltsündern werden, weil wir uns selbst weismachen, wir müssten nun „so viel Verpasstes“ nachholen...
MF