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28 Jan
28Jan

Im Nationalpark Phong Nha Ke Bang, der als Weltnaturerbe gilt, befindet sich etwa 500 km südlich von der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi und 50 km nordwestlich von der Provinzhauptstadt Dong Hoi entfernt, die Son Doong-Höhle. Der Phong Nha Ke Bang liegt im Norden des Truong Son-Gebirges im Kreis Bo Trach. Er gehört mit seinen 200.000 Hektar Fläche zu den beiden weltweit größten Kalksteingebirgen. Im Nationalpark sind bislang mehr als 1.300 Pflanzenarten beschrieben, circa sechzig Amphibienarten, über einhundert Säugetierarten, auch neun verschiedene Affenarten, zehn Fledermausarten, außerdem über siebzig verschiedene Vögel- und Fischarten. 

Überraschend sind die Tiersichtungen der beschriebenen Spezies allemal: denn es scheint doch unvorstellbar, dass ein Regenwald, mag er auch groß sein, so viel heterogenen Lebensraum bieten kann! Der Grauschenklige Kleideraffe ging ja schon durch die Medien, aber auch das Vietnamesische Waldrind, die Saola-Antilope, ist dort zu finden. Doch der Nationalpark birgt noch mehr Schätze und Geheimnisse:  Erst 1990 wurde die Höhle Son Doong, die sich mitten im tropischen Regenwald versteckt, von einem Einheimischen entdeckt, dann 2009 von einer britisch-vietnamesischen Höhlenentdeckungsgruppe erforscht. 

Son Doong gilt als die bislang größte entdeckte Naturhöhle der Welt: Sie ist mit einem Volumen von 38,5 Millionen Kubikmeter 8,9 km lang. Einige der Stalaktiten in der Höhle sind mehr als 80 m hoch. Der tiefste Punkt liegt 490 Meter unter der Erde. der höchste Hohlraum mit Dach ist 200 Meter hoch.  Doch damit nicht genug: Ein unterirdischer Fluss fließt durch die Höhle, ein eigener Dschungel wächst, ein eigenes Ökosystem sorgt in der Höhle für Wetterphänomene. Inzwischen weiß man, dass die Höhle unterirdisch mit einer anderen riesigen Höhle verbunden ist – und somit ein noch größeres unterirdisches Reich bildet als bisher gedacht. Mit der Verbindung zur Thung-Höhle erweitert Son Doong ihr Volumen nochmal um 1,6 Millionen Kubikmeter.  

Was die Höhle so einzigartig macht, ist ihr Reichtum an Flora und Fauna: Schließlich hatte die Natur Jahrtausende ihre Ruhe. Aktuell sind bis zu über 300 Millionen Jahre alte Fossilien zu entdecken. Doch eben weil das Ökosystem über so einen langen Zeitraum ungestört war, sind in der Höhle  neben der beeindruckenden Artenvielfalt bekannter Spezies auch etliche bisher unbekannte Tier- und Pflanzenarten zu erwarten. Wer da nicht an Jurassic Park denkt, hat zu wenig Phantasie oder ist medienphobisch.
Doch jetzt kommt der Mensch: Seit 2013 ist die Höhle für den (noch geleiteten!) Tourismus frei gegeben. Wer ca. 3000 EUR in die Expedition investiert, die neben Guides auch Träger und Köche umfasst, kann das Trekking-Permit für die mehrtägige geführte Tour erhalten.


Was wird von diesem Natur-Mysterium, von dieser wahrhaftigen und einzigartigen Perle der Natur, tief im Inneren des Dschungels versteckt, bleiben, wenn nun Möchtegern-Abenteurer ihre Selfies dort machen? Wird Son Doon ein ähnliches Schicksal wie all den durch Hobby-Schnorchler und Taucher verwüsteten Korallenriffen  erwarten?


MF


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