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02 Aug
02Aug

Viele von uns rechnen sich am Jahresanfang aus, ab wann wir nicht für die Steuer, sondern in die eigenen Tasche arbeiten. Und wenn der Tag X kommt, fühlt es sich richtig gut an zu wissen, dass wir „quitt“ sind und ab nun uns nun allein wegen uns selbst abrackern.


Doch auch für unseren Planeten lässt sich eine solche, wenn auch gegenteilige, Rechnung aufstellen: Heute, 02.08.2023, ist der so genannte Earth Overshoot Day. Der Tag also, ab dem wir die weltweiten Ressourcen verbraucht haben, die die Erde innerhalb eines Jahres ermöglichen kann, und ab nun auf Kosten des Planeten bzw. der Länder, die nicht die Möglichkeit haben, so verschwenderisch mit den natürlichen Ressourcen umzugehen, leben.
Der Overshoot Day in Deutschland ist dabei jedoch bedeutend früher und liegt bereits knapp 3 Monate zurück: Schon seit dem 4. Mai 2023 beuten wir Deutsche den Planeten aus.

Lebten weltweit alle derart auf übergroßem Fuß wie die Menschen in Deutschland, bräuchte es drei Erden. Damit ist Deutschland schlecht auf die vorhersehbare Zukunft des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vorbereitet - obwohl es viele Möglichkeiten gäbe, sich vorzubereiten. Die Footprint- und Biokapazitätstrends zeigen, dass Deutschland nicht bereit und / oder fähig ist, seinen eigenen Wohlstand mittel- und langdfristig zu sichern.


«Es ist unklar, ob Deutschland die Entschlossenheit hat, sich angemessen auf die absehbare Zukunft des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vorzubereiten. Der Krieg in der Ukraine mag ein Weckruf gewesen sein, doch gleichzeitig ist der politische Wille zu einer Reorientierung noch gering», sagt Steven Tebbe, Exekutivdirektor von Global Footprint Network. «Zwar gibt es gute Ansätze in der Deutschland, wie die weite Nutzung der Photovoltaik, die Steigerung der thermischen Effizienz von Häusern oder der Ausbau der Windkraft, aber insgesamt ist das Land noch weit davon entfernt, in einer Welt mit anhaltendem Overshoot zurechtzukommen. Die Lücke ist nach wie vor immens.»


Es gäbe zahlreiche Möglichkeiten, das Datum des Overshoot Days weit nach hinten zu vershcieben: Ganze 100 Strategien wurden schon im Vorfeld der Glasgower Klimakonferenz von 2021 zusammengetragen und veröffentlicht.  

So unmöglich, wie es scheint, wäre es dabei gar nicht, die Stellschrauben zu drehen: Denn die zahlreichen Klima-Probleme, mit denen wir heute zu tun haben, lassen sich doch auf wenige Ursachen reduzieren. Overshoot, also die Biosphäre kontinuierlich zu übernutzen, ist die Ursache der meisten Umweltprobleme: vom Verlust der Artenvielfalt bis zur Entwaldung, Wasser- und Luftverschmutzung, Überfischung und der Anreicherung von Treibhausgasen in der Atmosphäre, die zu immer extremeren Wetterausprägungen führt. 

Doch auch andere Möglichkeiten überzeugen durch ihre einfachheit: Die 15-Minuten-Stadt würde beispielsweise den Earth Overshoot Day um elf Tage verschieben. Dazu müssten Städte so geplant sein, dass die Bewohner*innen die meisten ihrer täglichen Wege in 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Rad bewältigen können. Die weltweite Lebensmittelverschwendung zu halbieren, würde sogar 13 Tage Zeitpuffer geben. 

Wenn wir 50 Prozent des weltweiten Fleischkonsums durch pflanzliche Ersatzstoffe ersetzen würden, würden wir den Earth Overshoot Day allein durch den geringeren CO2-Ausstoß und die geringere Landnutzung um sieben Tage verschieben. Wenn wir die dadurch reduzierten Methanemissionen einbeziehen, wäre die Auswirkung sogar noch größer.


Da bleibt nur die Frage, wie wir die Bereitschaft aufbringen können, unseren Lebensstil so zu verändern, dass wir nicht mehr auf Kosten des Platenen und der ärmeren Länder leben.

MF

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