Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Unterernährung, nicht erneuerbare Ressourcen sowie Umweltschäden wurden als sich gegenseitig beeinflussende Herausforderungen schon in den 1970er Jahren vom Club of Rome untersucht: Am 2. März 1972 veröffentlichte der Club of Rome seinen Bericht mit dem Titel "Die Grenzen des Wachstums".
Mehr als fünfzig Jahre sind nun vergangen, seit das Team aus Wissenschaftlern erstmals die conclusio zog, dass es einer starken Veränderung bedürfe, um eine ökologische und wirtschaftliche Katastrophe zu vermeiden. Der Menschheit müsse es gelingen, ein ökologisches und wirtschaftliches Gleichgewicht herzustellen. Wenn dennoch die Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsordnung nicht gelänge, drohe ein Kollaps des Systems.
Nun, im Jahre 2022, sind es fünf Kehrtwenden, die der Club of Rome zusammen mit einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern mit erneuter Vehemenz fordert: Insbesondere die Bereiche Armut, Ungleichheit, Ernährung und Energie und die Ermächtigung von Frauen müssen endlich vorangetrieben werden.
Dem Bericht zufolge kann es noch gelingen, die Erderwärmung unterhalb der Zwei-Grad-Marke zu stabilisieren und die Armut global zu beenden, auch, indem Lebensmittel stärker lokal produziert werden und Verschwendung gestoppt wird. Erneuerbare Energien haben Kohle, Öl und Erdgas zu ersetzen, der Treibhausgasausstoß muss jede Dekade halbiert werden. Die Schulden armer Staaten müssen erlassen werden, die Steuern für vermögende Menschen höher ausfallen, ein Bürgerfonds soll den Menschen die Teilhabe am staatlichen Reichtum ermöglichen. Dese Kehrtwende in der internationalen Wirtschafts- und Klimapolitik sei unbedingt vonnöten, um der Menschheit angesichts des Klimawandels und globaler Ungleichheit eine lebenswerte Zukunft zu sichern.
Einer der Autoren der jetzt publizierten Studie "Ein Survivalguide für unseren Planeten", Jorgen Randers, betonte, dass die Menschheit am Scheideweg stünde. In der Studie werden die Vorschläge der u.A. vom Club of Rome gestarteten Initiative "Earth4All" zu einem Wandel in der internationalen Politik vorgestellt.
Der emeritierte norwegische Professor für Klimastrategie Jorgen Randers nimmt starke Worte in den Mund: Die Menschheit lege derzeit die Saat für den Zusammenbruch ganzer Weltregionen. Drastische Schritte auf Kosten der Reichen seien nötig, um den Planeten vor der Klimakatastrophe zu retten. Sollte es in den nächsten 50 Jahren nicht zu einer Umverteilung des Reichtums kommen, würden Gesellschaften derart dysfunktional, dass sie existenziellen Bedrohungen wie dem Klimawandel kaum mehr etwas entgegenzusetzen hätten. Extreme politische Destabilisierung und Stagnation drohen. Randers formuliert es deutlich: "Wir werden die Welt nicht retten, wenn nicht die reichsten zehn Prozent die Rechnung bezahlen".
Eine Rechnung, die nicht vor allem auch diese Reichsten der Reichen angehäuft haben? Auf wessen Kosten konnte sich der Reichtum der Welt, konnten sich die Ressourcen der Welt, so ungleich verteilen?
MF